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Rezension: Parkomanie- Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler in Muskau, Babelsberg und Branitz- Prestel

Dies ist das Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung "Parkomanie- Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler in Muskau, Babelsberg und Branitz", die vom 14. Mai bis zum 18. September 2016 in der Bundeskunsthalle in Bonn gezeigt wird. 

Den vielen Abbildungen wurden Texte unterschiedlicher Autoren beigegeben. 

Die Einleitung zum Buch hat Rein Wolfs verfasst. Er ist Intendant der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland. Von ihm erfährt man, dass in der Ausstellung und im Buch die Gestaltung des Landschaftsparks des Fürsten Pückler ins Zentrum der Betrachtung gerückt wird, weil sie ein Stück europäischer Kulturgeschichte erzählt. 

Es sind die nach englischen Vorbildern angelegten Landschaftsparks Muskau, Babelsberg und Branitz,  die als Meisterwerke gelten und zwischenzeitlich zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen. 

Die Ausstellung überkreuzt nicht nur die künstlerischen Genres, sondern auch unterschiedliche philosophische und politische Denkmuster, mit denen sich Pückler intellektuell befasste. Auch wird das grenzüberschreitende Element seiner bemerkenswert offenen Geisteshaltung deutlich. 

In den Textbeiträgen erfährt man zunächst mehr zum Künstlerleben des Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871). Wie man liest,  führte  bei ihm mangelnde elterliche Zuwendung und verfehlte Erziehungsversuche in eine Verkettung von Misserfolgen als Lehrerschreck, Studienabbrecher, Schuldner und gescheiterter Gardehusar, doch dann kam es zur Transformation. Pückler wurde produktiv. In der Transformationsphase durchwanderte er vier Jahre hindurch Deutschland, Böhmen, Österreich, die Schweiz, Frankreich und Italien, was seine Interessengebiete beförderte. Diese waren: Gärten, Wissenschaft, Philosophie, Geschichte, Religion, die literarische Technik des Briefjournals. 

1811 übernahm er nach dem Tode seines Vaters die Standesherrschaft und gestaltete von da an sein Erbe um. Es führt zu weit an dieser Stelle Pücklers Leben nachzuerzählen und den empfehlenswerten Ausführungen Ulf Jakobs vorzugreifen. 

Man erfährt in der Folge Wissenswertes zur Gartenkunst und Landschaftsmalerei seitens Iris Lauterbach. Hier sollte man wissen, dass Fürst Pückler in der Gartenkunst Naturmalerei sah und sich dazu auch in seinem gartentheoretischen Werk "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei" ausließ. 

Man liest in diesem Zusammenhang Näheres über die Instrumente des Gartenkünstlers, über die Parkperspektiven und die dahinter stehende Idee. Im weiteren Verlauf des Buches wird man ausführlich darüber in Kenntnis gesetzt, dass Pückler die Gartenkunst der gebildeten Welt zugänglich gemacht hat und auch dass die Professionalisierung des höheren Gärtnerberufes nicht zufällig mit der Landschaftsgärtnerei Hand in Hand ging. 

Wahrlich imposante Bilder von der Parkanlage in Muskau verdeutlichen, worum es Pückler ging und worin  Pücklers Kunst bestand. Ausführlich kann man sich dann mit der Entwicklung des Muskauer Parks von 1815 bis 1945 und danach befassen. Diese Beiträge  sind sehr packend geschrieben und hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck von dem, was man immer wieder gerne bewundert: die Gartengestaltung auf höchstem Niveau. 

Ein Text im Buch ist Lucie Fürstin von Pückler-Muskau, der Frau an Pücklers Seite gewidmet und man hat auch Gelegenheit, etwas über des Fürsten Werk "Andeutung über Landschaftsgärtnerei" zu erfahren. Es folgen Bilder von Babelsberg und dem dortigen Engagement Pücklers. Auch liest man Näheres zur Bewahrung und Wiederherstellung des besagten Parks im UNESCO-Welterbe und kann sich optisch mit dem Park in Branitz befassen, der als die grünste Oase gilt. 

Zudem erfährt man Näheres über die Großbaumbepflanzung à la Pückler und seinen Einfluss auf die Gartenkunst in Frankreich. Weder seine Tafelbücher, die berühmte, nach ihm benannte Eiscreme noch die von ihm kultivierte Ananas bleiben unerwähnt und schlussendlich  kann man auch etwas über seine Pyramiden lesen, in deren Bau sich sein Wunsch verbarg, der Vergänglichkeit zu trotzen.

Ein wirklich empfehlenswertes Buch und Juwel für Gartenbuchenthusiasten. 

Helga König

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